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Nicht der Patient, sondern die Pflege muss sich umstellen

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Sie stellten das Konzept in der letzten Woche vor. Vordere Reihe von links: Annemie Ernst (Leiterin der KPVDB), Marie-Anne Wolfs (Pflegedienstleitung St. Nikolaus Hospital Eupen), Marion Wengenroth (Pflegedienstleitung St.Vither Klinik St. Josef), Ingrid Buchmann (Koordinatorin für geriatrische Patienten Eupener Klinik) und Elke Christen (Krankenpflegerin St.Vither Klinik). Hintere Reihe von links: Neurologe Dr. Peter Heinen, Geriater Dr. Jean Ingels und Ingrid Mertes (Verwaltungsdirektorin der Klinik St.Vith).

Bei einer Demenz sterben unaufhaltsam Hirnzellen. Erinnerungen werden ausgelöscht, die Persönlichkeit wandelt sich. Die Kranken verlieren mehr und mehr ihre Orientierung. Wie aber müssen sich die Betroffenen erst fühlen, wenn sie aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen und ins Krankenhaus eingeliefert werden?

In der Regel sind die Kliniken auf Grund fester Strukturen nicht auf die Bedürfnisse dementer Menschen und die damit verbundene zeitaufwändige Betreuung ausgerichtet. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft arbeiten die beiden Krankenhäuser in Eupen und St.Vith seit längerem an einem gemeinsamen Projekt, um Verbesserungen in diesem Bereich zu erzielen: Es nennt sich »Konzept für Personen mit Demenz im Krankenhaus« (Demenz-Konzept, kurz »DeKo«).

KPVDB koordiniert

Verwaltungsdirektoren, Fachärzte, Pflegeverantwortliche der beiden Kliniken und Pflegepersonen sind in dieses Vorhaben eingebunden, das von der deutschsprachigen Krankenpflegevereinigung in Belgien (KPVDB) koordiniert wird. Die Initiative dazu sei im Jahr 2008 von der Pflege ausgegangen. In Altenheimen habe man bereits ein ganzes Repertoire an Maßnahmen und einen Blickwechsel im Umgang mit Demenzkranken entwickelt.

»Dies könnte auch für ein Krankenhaus hilfreich sein. Mit diesem ’Blickwechsel’ ist die Erkenntnis verbunden, dass das Krankenhaus - Personal und Organisation - sich dem Menschen mit Demenz anpassen muss, denn dieser kann sich nicht der Klinik anpassen. Durch das Demenz-Konzept soll verhindert werden, dass der Aufenthalt in einem Krankenhaus zum Alptraum für beide Seiten wird«, erklärte KPVDB-Leiterin Annemie Ernst im Rahmen einer Pressekonferenz in Eupen in der letzten Woche.

Ruhe und Verständnis

Der »Blickwechsel« sorge für Ruhe und Verständnis und helfe sowohl dem verunsicherten Patienten als auch dem Pflegepersonal. »DeKo« wird von der König-Baudouin-Stiftung (KBS) unterstützt, und dank KBS-Geldern von rund 19000 Euro können Kosten für externe Referenten und Fachberater, aber auch für ein Handbuch, für einen Infobogen sowie für weitere Dokumente getragen werden. Unterstützung gibt es auch durch die DG.

Eine besondere Herausforderung ist mit dem neuen Konzept für die Pflegedienste in Eupen und St.Vith verbunden. Im St. Nikolaus Hospital Eupen sei für 2012 die Eröffnung einer geriatrischen Tagesklinik (Geriatrie=Altersheilkunde) geplant, in der alte Menschen zur Diagnosestellung oder zur Revalidation kommen können, erklärte Pflegedienstleiterin Marie-Anne Wolfs.

Die Eupener Klinik verfüge über eine Geriatrie-Abteilung mit 24 Betten, und 2008 sei ein interdisziplinäres Geriatrie-Team geschaffen worden. Um den Umgang mit Demenzkranken zu verbessern, habe die Arbeitsgruppe »DeKo« (siehe Artikel unten) für die Sensibilisierung und Schulung der Pflegekräfte gesorgt. So könne die Arbeit mit dementen Patienten eine Bereicherung und keine Belastung werden. »Wir stehen ganz am Anfang, aber ein erster Schritt ist gemacht.«

Ähnlich äußerte sich auch Marion Wengenroth, Pflegedienstleiterin in der St.Vither Klinik St.Josef. Sensibilisiert und geschult hätten die Beteiligten nun die Möglichkeit, die Kenntnisse in den Alltag einfließen zu lassen. Außerdem würden zurzeit verschiedene Ankäufe geprüft (Hosen mit Hüftprotektoren bei erhöhter Stutzgefahr, elektronische Weglaufsperren, Niedrigstellbetten, ...). Um Patientenstürze zu vermeiden, helfe die Broschüre »Tipps und Hilfen, um Stürze zu vermeiden«. Dankbar ist man auch für den Beistand der Krankenhaus- und Augustinervereinigung (KAV). Hilfreich sei auch die Zusammenarbeit mit dem Memory-Team des Neurologen Dr. Peter Heinen. In Eupen ist auch der Geriater Dr. Jean Ingels in die Arbeit von »DeKo« integriert worden.

Lob für Tatendrang

Ingrid Mertes, Verwaltungsdirektorin der Klinik St.Vith, begrüßte den Tatendrang der Beteiligten und unterstrich auch die Anforderungen an die Infrastruktur, um das neue Konzept durchzusetzen. »Es ist klar, dass nicht nur das Personal, sondern auch das Haus hinter diesem Umdenken stehen muss, um eine maßgeschneiderte Begleitung zu erreichen.«